Erstmal möchte ich natürlich warnen: ich bin kein Kunstwissenschaftler, der mit intellektuellen Begriffen auf höchster Ebene jonglieren wird. Ich habe zwar 2 Jahren lang Philosophie und Linguistik studiert, ich habe jedoch keine fundierte Kenntnisse im Kunstbereich. Ich BIN ein Künstler und mache Kunst (wenn man das so sagen/nennen kann). Nun könnte ich ad absurdum das Thema "Kategorien in der Kunst?" behandeln und auf die Schwierigkeit hinweisen, zu definieren, was überhaupt Kunst ausmacht. Das als erste Kategorie: um als Kunst anerkannt zu sein, muß man schon sich in die Klassifikation erarbeiten! Hier könnte man schnell auch in die Debatte verfallen: bleibt Kunst an sich eine hermetische Kategorie, wo nur auserwählten/initierten/kultivierten Zugang haben, oder hat es nur mit ästhetischen Spaß zu tun, eigenen Geschmack und subjektives Einschätzungsvermögen, was universell ist? Ich könnte auch auf die von Hegel definierten Kategorien hinweisen, die sich mit den Jahren weiter erweitert haben (von den 6 ursprünglichen Kategorien über der 7. -cinema - bis hin zum 10. mit digital). Ich könnte sogar auf die Klassifikation von Francis Parent (abstrakt, figurativ, spirituell etc) erweitern! Und dann hätte wir eine richtig langweilige Rede. Der neulich verstorbene Chris Walker ist das beste Beispiel dafür: unkategorisierbar. Auch meine Arbeit ist nicht kategorisierbar. Weder bin ich ein Sänger, noch ein Tanzer, weder ein Filmemacher noch ein Tanzer, aber ich berühre alle diese Genres (was auch mit meinem nicht kategorisiert-werden-wollen- Einsatz zu tun haben könnte).

Gerade Kunst soll die Kategorien an sich transzendieren. Kunst an sich als höchstes Freiheitswesen, der allen Grenzen sprengt, weil Horizonten eröffnet, Imagination fördert, Träume über die Realität hinaus zeichnet. Im Sinne von Kant: nicht mal Homère könnte berichten, was sein ganzer Werk zum Ausdruck bringt.Kunst kann sein/existieren als solche, ohne unter besonderen kulturellen Normen oder Regeln eingeordnet oder verstanden zu werden. Dafür sollte Kunst als Frucht seines "Schaffer"/des Künstlers, und ganz ausgeliefert zur Schätzung des Betrachters existieren, also als Brücke, als Einladung, also nicht als Entweder oder sonders als und. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Ich möchte auch nicht weniger vom Leben haben. Mir ist es bewußt, in dem ungemeinen Luxus zu leben, wählen zu dürfen, hier, lebend in Berlin, und sicherlich!! auch in meiner privilegierter Position als weiße, gebildete Person. Was für eine bequeme Position! Auch wenn das Erleben des "Zwischen der Stühle sitzen" alles andere als bequem ist - sei es zwischen der Staatsangehörigkeiten, der sozialen und kulturellen Kreisen, zwischen Subkultur und kommerziellem Erfolg, zwischen Gender, Städte, zwischen privat und öffentlich! Und es ist noch nicht mal so, daß "dazwischen" zwischen zwei Pole heißt, denn was ist schon linear und hat zwei Enden? Hier möchte ich zu einem Artikel von Katrin Triebswetter im Magazin "fiber. werkstoff für feminismus und popkultur" weiterleiten: http://www.oceanleroy.biz/blog/2010/01/zwischen-den-stuhlen-der-strand/

Aber diese Position habe ich ja ausgewählt. Die strengt mich an und gibt mir eine Spannung, bis ich meine Grenzen spüre, Grenzen die ich eigentlich nie finden möchte. Das nenne ich Freiheit, und die Kunst zu leben - oder überleben.

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